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Pressmitteilung: Polen bis Griechenland: Rallye der Schrottautos

Ein Coburger Team startet im September bei der polnischen Zlombol- Rallye, bei der nur alte Autos mitfahren. Die Vorbereitungen laufen derzeit auf Hochtouren.

 Von Alexandra Paulfranz

Coburg - Katastrophale Technik, die Fahrzeuge in abenteuerlichem Zustand und ein nahezu mittelalterlicher Fahrkomfort: Wenn im September im polnischen Kattowitz zum sechsten Mal der Startschuss für die Zlombol-Rallye fällt, rollen wieder mehrere Hundert Teilnehmer in Schrottautos über Polens Straßen. Unter ihnen: der Lautertaler Adam Wicik. Er war bereits im letzten Jahr mit seinem Sohn Phillip dabei, als es 2500 Kilometer von Polen nach Schottland ging.

Diesmal endet die Fahrt - zumindest idealerweise - in Olympia, Griechenland. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass alle Pkw die lange Strecke überhaupt bewältigen können. Denn sie stammen grundsätzlich aus sozialistischer und kommunistischer Produtkion und besitzen teilweise Youngtimer-Status, sind also über 30 Jahre alt. Dazu beträgt ihr Wert maximal 250 Euro. Viele haben Probleme, die 70-Stundenkilometer-Grenze zu überschreiten.

Aber alle befinden sich auf wohltätiger Mission. Bei der Zlombol-Rallye handelt es sich nämlich nicht um ein übliches Autorennen. Es geht nicht darum, wer als Erster das Ziel erreicht, sondern darum, möglichst viel Geld zu sammeln, das polnischen Waisenhäusern zugute kommt. Und dazu bedarf es der Hilfe aller Beteiligten: Noch vor dem Start ist es Aufgabe der Teilnehmer, sich Sponsoren zu suchen, deren Aufkleber auf die Autos geheftet werden. Auf der Fahrt selbst hilft dann jeder jedem - ob mit Ersatzteilen, deren Einbau oder einfach dem Wissen, dass in der Not jemand da ist. "Das Miteinander zählt", betont Adam Wicik.

Heuer will er gleich mit drei Autos an den Start gehen. Seine Mittelklassewagen vom Typ "Polonez" des polnischen Herstellers FSO zählen mittlerweile zwischen 23 und 31 Lenze. Auch das Gefährt vom letzten Jahr ist dabei. Bleibt zu hoffen, dass der "Bolide" die rund 2500 Kilometer von Polen in den Nordwesten der griechischen Halbinsel Peleponnes übersteht. Ein paar Ersatzteile müssen noch ausgetauscht werden, damit er zumindest technisch einwandfrei läuft.

Derzeit bringt Wicik mit fünf Freunden die Wagen auf Trab. Dazu hat er übers Internet Ersatzteile direkt aus Polen bestellt. Anders komme man an diese kaum mehr ran, sagt der Lautertaler. Bezahlt werden sie aus eigener Tasche. "Die Teile sind aber glücklicherweise recht billig", erzählt Wicik. Er lässt sie direkt zu einem seiner Bekannten in Polen liefern, fährt dann selbst ins Nachbarland und holt seine Bestellungen auf einmal ab.

Die sechs Männer im Alter von 35 bis 45 Jahren suchen derzeit noch nach weiteren abenteuerlustigen Leuten, die Lust haben, sie auf der skurrilen Fahrt zu begleiten. Ursprünglich war die Gruppe zu neunt, aber drei Leute haben es sich inzwischen anders überlegt. Losgehen soll es am 14. September. Wer will, darf aber schon bei den Vorbereitungen mitmachen. Für die Rallye selbst sollten die Teilnehmer ungefähr eine Woche einplanen. Denn auch wenn das Rennen nur über einige Tage läuft, muss das Auto hinterher wieder nach Deutschland zurückgefahren werden.

Das Besondere bei dem Rennen sei es, einmal Länder zu durchfahren und kennenzulernen, in denen man sonst nicht seinen Urlaub verbringe, erklärt Adam Wicik. Diesmal geht es beispielsweise durch Albanien und Montenegro. "Spannend sind natürlich auch das Miteinander - tagsüber auf der Fahrt und abends auf dem Zeltplatz - und die Ungewissheit, ob man überhaupt im Ziel ankommt." Macht das Auto vorher schlapp, holt man sich entweder auf dem nächsten Schrottplatz ein neues oder fährt direkt mit dem Bus wieder nach Hause - so hat es Wicik im letzten Jahr bei anderen Teilnehmern erleben können. Deswegen fährt das Coburger Team diesmal mit drei Wagen los. "Da können wir die Leute noch umschichten, wenn eines unserer Fahrzeuge kaputt geht."

Wer die sechs - und damit die polnischen Waisenhäuser - finanziell unterstützen will, für den haben Adam Wicik und seine Freunde ein Spendenkonto eingerichtet. Denn: "Letztes Jahr war es vielen zu unsicher, direkt nach Polen zu überweisen." Das Geld kommt zu hundert Prozent den Waisenhäusern zugute.